BOCHOLT – Die 19 Gewinner eines nationalen Leistungswettbewerbs aus Taiwan und ihre drei Begleiter sind vom 6. Mai 2015 bis 13. Mai 2015 im Kreis Borken. Die Schüler besuchen die drei Berufskollegs des Kreises. Am Donnerstag, 7. Mai 2015, waren sie zu Gast beim Berufskolleg Bocholt-West. Hier wurden sie mit einem „flashmob“-Singen begrüßt und nahmen anschließend am Unterricht teil. Am Nachmittag empfing Bürgermeister Peter Nebelo die taiwanesischen Gäste offiziell im Rathaus.
Er stellte ihnen die Stadt Bocholt als „ausgezeichnete“ Stadt vor. Bocholt, so sagte er, ist z. B. nicht nur Europastadt, sondern auch Klimakommune und fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands. Besonders ging er auf die Nähe zu den Niederlanden ein: Bocholt ist Grenzstadt und arbeitet auf vielen verschiedenen Ebenen mit den niederländischen Nachbargemeinden zusammen. So gibt es, erklärte er, beispielsweise mit dem Internationalen Beratungsausschuss der Städte Bocholt und Aalten ein politisch tätiges, grenzüberschreitendes Gremium.
Fahrt zur Grenze und zur Wasserburg
Wie nah die niederländische Grenze ist, davon konnten sich die jungen Taiwanesen persönlich überzeugen. Im Bocholter Ortsteil Suderwick machten sie auf der mit gelben Kreuzen bemalten Straße viele Fotos. Ein einmaliges Gefühl, sagte ein Teilnehmer, wenn man mit einem Bein in Deutschland und mit dem anderen Bein in den Niederlanden steht. Danach ging es mit dem Bus weiter zur Wasserburg Anholt. Auch dort wurden die Handys gezückt, um die Burg aus allen Blickwinkeln zu fotografieren. Durch die Parklandschaft des Westmünsterlandes – mit dem Kontrastprogramm des Industrieparks Bocholt – ging es späten Nachmittag zurück nach Essen. Dort wohnen die Gäste während ihres zweiwöchigen Aufenthaltes in Deutschland.
Erste Kontakte nach Taiwan
Die Städte Bocholt und Borken pflegen seit einigen Jahren enge Kontakte nach Taiwan. Die Ursprünglichen basierten auf der Idee, auf sportlichem Gebiet zu kooperieren. Diese wurde jedoch rasch um weitere Kooperationen erweitert. Dabei hat sich der Schwerpunkt im Bereich der beruflichen Bildung herauskristallisiert. Im Jahr 2012 besuchte eine 20köpfige Delegation aus dem Kreis Borken den Städteverbund New Taipeh City. Ziel war es, die Möglichkeiten der Übertragung des deutschen dualen Ausbildungssystems auf das taiwanische System zu prüfen. In Taiwan gibt es keine berufliche Ausbildung in der Form, wie sie in Deutschland bekannt ist. Im Laufe der ersten Reise wurden klare Ziele abgesteckt und ein Kooperationsvertrag geschlossen. Ein Jahr darauf, fuhren die Verantwortlichen für berufliche Bildungsfragen des Kreises Borken nach Taiwan, um den Vertrag durch konkrete Vereinbarungen mit Leben zu füllen.
Interessante Ansätze in der beruflichen Bildung
Die Delegation des Kreises Borken besucht die beteiligten Partnerschulen und Unternehmen in Taiwan. Dabei ergab sich ein ausgesprochenes positives Bild, so Ulrich Kirchner vom Berufskolleg Bocholt-West, von der Arbeit an diesen Schulen, so dass sich daraus vielfältige Anregungen für eine Kooperation mit den deutschen Berufskollegs entwickelten. In einem ersten Schritt ist die Vernetzung der Schülerinnen und Schüler aus beiden Ländern über die modernen Medien angedacht. Dabei sollen, so Kirchner weiter, gemeinsame Projektaufträge ebenso eine Rolle spielen wie das „persönliche“ Kennenlernen der beteiligten Klassen. Als Kommunikationssprache wurde Englisch festgelegt. Nach drei Jahren kam es mit dem jetzigen Besuch zu einem ersten persönlichen Kennenlernen der Schüler aus beiden Ländern.
